Die Schlacht im Hürtgenwald - II. Teil

Oberstleutnant
i.G. Klaus Hammel

IV. Angriffsziel: Schmidt - Ablauf der Kämpfe bis zum 12.10.1944

Angriffsbeginn

Der für den 05.10. vorgesehene Angriffsbeginn mußte wegen des schlechten Wetters kurzfristig auf den 06.10. verschoben werden. Die Luftwaffe, von deren Unterstützung man sich viel erwartete, konnte wegen der Witterungsbedingungen nicht fliegen. Hier schon machte das Wetter, wie in den folgenden Monaten meistens, den Amerikanern einen Strich durch die Rechnung. Der Herbst 1944 zeigte durchgehend die schlechtesten
Wetterverhältnisse seit langer Zeit: Kälte, Regen, Schnee, wolkenverhangener Himmel. Der fortwährend nasse und aufgeweichte Boden erlaubte Bewegungen von Fahrzeugen abseits von Wegen und Straßen nicht. So waren die beginnenden Kämpfe meist Kämpfe um Wege, Schneisen, Straßen oder Ortschaften.


Vormarsch amerikanischer Infanterie im Hürtgenwald.
Aufnahme aus einer späteren Phase im Januar 1945 zwischen Germeter und Hürtgen.

Am Morgen des 06.10. hatte Nebel auf den Flugplätzen in Belgien zunächst den Start verhindert. Ab 10.00 Uhr stürzten sich jedoch die Jagdbomber auf die durch die Artillerie mit roten Rauchgranaten markierten Ziele.

Nach 11.00 Uhr Feuervorbereitung der Artillerie: Drei Minuten Feuerzusammenfassung aller Kaliber auf das Angriffsgelände in der gesamten Breite und Tiefe, fünf Minuten Feuerpause, dann erneut eine Feuervorbereitung für zwei Minuten. Um 11.30 Uhr treten die Infanteriebataillone an.

Der 6. Oktober

"Die Soldaten beider Regimenter stellten sehr schnell fest, daß die ersten Waldlichtungen des Hürtgenwaldes unter den Bedingungen des Gefechts und dem dafür erforderlichen Zeitaufwand viel weiter entfernt waren, als dies die reine Entfernung von etwa 2 km auf der Karte anzeigen mochte." 13 (SKIZZE 2 und SKIZZE 3)

Das II./60 verbiß sich kurz nach dem Antreten mit den Verteidigern des Bunkers 353 (III./860 oder Btl 328) in einen harten Kampf, der sich beinahe eine Woche hinziehen sollte, bis es gelang, sie niederzukämpfen. Eine Kompanie dieses Bataillons verfügte am Abend des ersten Kampftages noch über zwei Offiziere und 60 Soldaten, ein wenig mehr als Zugstärke. Obwohl die unterstützende Artillerie - neben der Feuervorbereitung - allein an diesem Tag etwa 5 000 Schuß verfeuerte, gelang es weder die Verteidiger im Wald auszuschalten, noch die deutsche Artillerie niederzuhalten. Die Folge: Die angreifende Infanterie erlitt fürchterliche Verluste durch Baumkrepierer, die Deutschen waren dagegen in ihren Befestigungen geschützt. Ein nicht in der Front eingesetztes Bataillon des 60. Rgt verlor alleine am 07.10. rund 100 Mann durch Baumkrepierer. Im Waldkampf gelang es kaum, Ziele für die Artillerie und die Luftwaffe zu identifizieren. Da beiden Regimentern nur eine “Rollbahn” zur Verfügung stand und diese durch die Deutschen mit Baumsperren und Minen gesperrt war, konnten weder Panzer noch Pak/FK 90 die angreifenden Infanteristen unterstützen.

Trotzdem gelang es Teilen des 39. Rgt westlich Germeter in die deutschen Stellungen einzubrechen und einige Bunker auszuschalten. Örtliche deutsche Gegenstöße konnten die Amerikaner nur am aufsteigenden Osthang aus dem Wehebach-Tal abriegeln. Das in Reserve liegende FüsilierBtl des 275. InfDiv wurde alarmiert und sollte am folgenden Tag einen Angriff gegen die Flanke dieser Kräfte führen, um die Lage wiederherzustellen.

Der 7. Oktober

Der von Sturmgeschützen unterstützte Angriff des FüsilierBtl schlug gegen die Nordflanke des 39. Rgt nicht durch. Das Bataillon mußte sich selbst heftiger Angriffe stärkerer Feindteile erwehren.

Während die Männer des 39. und 60. Rgt mit Masse wieder nur im Schrittempo vorankamen, gelang es einigen Teilen, weiter vorzustoßen.

Teile des I./39 sickerten zwischen den noch haltenden deutschen Kräften (Teile Rgt 253 oder LwFestungsBtl XX) auf dem Höhenplateau zwischen Weißer Wehe und Germeter durch und erreichten den Waldrand gegenüber der Ortschaft. Gleichzeitig umgeht das I./60 das in der Bunkerlinie nördlich Todtenbruch festliegende II./60 und das III. (GE)-GrenRgt 860 und gewinnt bis zum Abend den Waldrand westlich Richelskaul.

Beide Bataillone zögern jedoch, ohne Panzerunterstützung die - so nehmen sie an - stark verteidigten, auf der offenen Hochfläche liegenden Ortschaften zu nehmen. So geht wieder viel Zeit verloren. In der Zwischenzeit arbeiten Pioniere fieberhaft, Wege und Schneisen zu öffnen und Sperren zu räumen, damit schwere Waffen nach vorne kommen kön­nen. Doch vor dem Abend des 08.10. gelingt es nicht, Panzer und Panzerjäger nach vorne zu bringen. Versorgungsgüter müssen durch Trägerkolonnen in die erste Linie gebracht werden, die wenigen Verbindungslinien werden durch Artilleriefeuer oder durch deutsche “Jagdkommandos” unterbrochen. Doch durch den Vorstoß bis in den Raum Germeter/Richelskaul drohen die westlich der Weißen Wehe und in Todtenbruch stehenden Teile des deutschen ErsRgt 253 abgeschnitten zu werden. (SKIZZE 2 und SKIZZE 3)

Für den nächsten Tag ist deswegen ein Gegenangriff des InfRgt 983 geplant, das in der Nacht vom 07./08.10. herangeführt wird. Auf deutscher Seite wird der Artillerieeinsatz - bei den Infanteriekämpfen ausschlaggebend - neu geordnet und unter zentrale Leitung gestellt. Da der linke Nachbar nicht angegriffen wird, beteiligt sich die Artillerie der 89. Inf­Div am Feuerkampf, das Korps stellt den ArtKdr mit seinem Stab für die zentrale Feuerleitung zur Verfügung. Ferner unterstützen ein in den Raum Winden vorgeführtes Volksartilleriekorps sowie ein FlaRgt im Raum Nideggen.

Vom 8. bis 10. Oktober 1944

Der am 08.10. vormittags nach nur kurzer Vorbereitung geführte Gegenangriff des InfRgt 983 mit zwei Btl, verstärkt durch das PiBtl 275, in Richtung Richelskaul, wird durch die Kräfte des I./60 abgewehrt. Beim 39. (US)InfRgt werden die Vorstöße in Richtung Germeter und Wittscheid fortgesetzt. Im Laufe des 08.10. gelingt es, den nördlichen Verbindungsweg zwischen Jägersfahrt ostwärts Zweifall über Punkt 444 bis nach Germeter freizumachen. Die Bunker um den Punkt 365 im Wehebach-Tal und am ansteigenden Hang nach Germeter (Bunker 141/32, 429, 431, 434, 442/43) werden ausgeschaltet. Der 08.10. und der folgende 09.10. werden durch den DivKdr der 275. InfDiv als die kritischsten Tage der bisherigen Kämpfe bezeichnet. Die US-Luftwaffe greift trotz schlechter Witterungsbedingungen mit Bordwaffen (Kampf um die Ortschaften) in die Kämpfe ein. Wegen der Lage auf dem rechten Flügel der 7. Armee (Durchstoßen des XIX.(US)Korps durch den Westwall südlich Geilenkirchen) stehen kaum mehr Reserven zur Verfügung. So wird zusammengekratzt, was man findet. Die 7. Armee führt am 08. 10. das FestungsInfBtl 1412 sowie das LwFestungsBtl V der Division zu.

Das FestungsInfBtl besteht aus alten Männern zwischen 50 und 60 Jahren, die zwar tapfer kämpfen, das Bataillon aber wird praktisch am gleichen Tag noch aufgerieben. Hinsichtlich des LwFestungsBtl stellt General Schmidt fest: “Obwohl es sich bei diesem Btl um bestes Menschenmaterial' handelte, durchweg Offizieranwärter der Luftwaffe, war es den Anforderungen dieser erbitterten Kämpfe nicht gewachsen, da die jungen Leute im Erdkampf nur mangelhaft ausgebildet waren und auch die Offiziere dieses Btl, zum Teil nicht kriegsverwendungsfähig, infanteristisch ungeschult waren.” 14 Das Btl erleidet schwerste Verluste.

Die amerikanische Artillerie belegt die Annäherungs- und Verbindungswege der Deutschen mit weitreichendem Störungsfeuer.

Auch hier können die Versorgungsgüter nur nach vorne getragen werden. Meist kommt keine Verpflegung nach vorn. Schlechte Witterung, eine im 5. Kriegsjahr schlechte persönliche Ausrüstung, die Ausfälle an Kranken häufen sich. Bis zum 09.10. hat die 275. Div allein 550 Mann blutige Verluste, die Kranken nicht eingerechnet.

Am Abend des 08.10. halten die Deutschen noch in einer dünnen Linie im Zuge von Richelskaul - Germeter und Wittscheid. Von weiteren Gegenangriffen kann bei den schwachen Kräften der Division jedoch nicht mehr die Rede sein. (SKIZZE 2 und SKIZZE 3)

M10 JAGDPANZER
Abb.3 US-Jagdpanzer werden westlich Germeter vorgeführt

Nach dem Freimachen der Wege verfügen die Amerikaner nun für den 09.10. über Panzer. Mit einem Überraschungsangriff gelingt es am Morgen des 09.10. den Männern des I./60 um Colonel Chatfield. unterstützt durch einen Zug mittlerer Panzer (Sherman). die Siedlung Richelskaul zu nehmen. Die Deutschen haben kaum Zeit, sich zu wehren. Offenbar waren die Bunker um Punkt 365 und die Ortschaften durch zurückgegangene oder von Anfang an in der Tiefe eingesetzte Kräfte des Btl 328, III./860 oder das LwFestungsBtl XX besetzt. Die Deutschen verlieren etwa 50 Gefallene, die Masse der Verteidiger flieht, etwa 100 Mann (DolmetscherKp?) ergeben sich.

Beim linken Nachbarn waren von den zwei Bataillonen (I./ -und III./) des 39. Rgt am 09.10. nur zwei Züge verfügbar, um auf Wittscheid anzugreifen. Sie besetzten Gebäude am Westrand der Siedlung. Sie müssen in der Folge von einem deutschen Gegenangriff getroffen worden sein. Als am nächsten Tag das L/39 auf Wittscheid angreift und Verbindung zu diesen Zügen herstellen will, finden sie nur die Leiche eines Soldaten, von insgesamt 84 Mann. 15

Der Rest ist verschwunden: Zerrissen, vermißt, geflohen, in Gefangenschaft? Die Deutschen melden etwa 40 Gefangene in diesem Raum.

Angesetzte Aufklärung des I./39 in Richtung Germeter meldet am Nachmittag des 10.10., daß die Deutschen die Ortschaft geräumt haben. So wird sie besetzt. Nach fünf Tagen harter Kämpfe hat das 39. Rgt endlich eines der ersten Angriffsziele genommen.

Aber das Erreichen der ersten Waldlichtungen hat die beiden Regimenter der Division beinahe 1.000 Mann an Verlusten gekostet. Doch auch die Lage der Deutschen ist nicht rosig. Nichts zeigt dies besser als das folgende Beispiel: Im Laufe des 09.10. werden aus Düren zwei Kompanien des PolizeiBtl Henneke in den Kampf geworfen. Noch in grünen Polizeiuniformen und nur mit Gewehren und Pistolen bewaffnet. Wieder “ältere Herren” im Alter zwischen 45 und 60 Jahren, zwar noch mit Kriegserfahrungen aus dem I. Weltkrieg, aber seither nicht mehr militärisch ausgebildet. Auch ihr Einsatz läßt sich nicht vermeiden.

Wird die Front an dieser Stelle durchbrochen, so kann die 275. Div. nicht länger halten. Teile des FErsBtl (mit auszubildenden Unterführern) werden eingesetzt. DivStabsKp und NachrichtenAbt bilden je eine InfKp. Aus den nicht angegriffenen Rgt 984 und 942 werden je eine Kompanie herausgelöst und im Raum Germeter eingesetzt.

Doch Aussicht auf Erfolg?

  1. Der 10. und 11.10. brachte der 9. InfDiv doch die lange angestrebten Erfolge. General Schmidt schreibt zwar in seinem Bericht, daß diese beiden Tage etwas ruhiger verlaufen wären als die vorausgegangenen Tage. Offensichtlich liegt bei ihm - aus der Erinnerung geschrieben - eine zeitliche Verwechslung vor. Er stellt dennoch fest, daß die Lage angespannt war und die Division mit dem auskommen mußte was sie hatte. Stärkere Reserven waren erst für den 12.10. zugesagt. Die Lage, insbesondere bei den vorgestaffelten Kräften des Rgt 253 (0 Feind) im Todtenbruch und auf dem Peterberg, war kritisch. Diese Teile hätten längst zurückgenommen werden müssen. Ab dem 10.10. waren sie praktisch abgeschnitten. Dies war durch das I./60 geschehen (Skizze 2 a).

  2. Nachdem der Regimentskommandeur des 60. InfRgt sein Reservebataillon (zugleich DivReserve?) nach Richelskaul vorgezogen hatte, um die gewonnenen Stellungen zu besetzen, war das I./60 für den weiteren Vorstoß auf das Angriffsziel, die Raffelsbrand-Kreuzung frei geworden. Nach Angriffsbeginn gegen Mittag des 10.10. das Bild der vorangegangenen Tage: Langsames, mühsames Vorschieben, heftige Infanteriekämpfe. Doch es gelingt, den Bunker 45, hart südlich der Abzweigung der Straße nach Simonskall, zu nehmen. Plötzlich läßt der Widerstand nach: In der Tiefe eingesetzte Kräfte des Rgt 253 ergeben sich “haufenweise”. Unter Umgehen noch haltender Kräfte - Bunker 764 a und b und der Bunkergruppen um F. Raffelsbrand -gelingt es dem I./60, innerhalb von drei Stunden bis zur Kreuzung vorzustoßen. Das Bataillon zählt 100 Gefangene. Colonel Chatfield steht im Rücken der Westwallbunker im Todtenbruch. Die Deutschen geben jedoch ihren Widerstand nicht auf. Die Lage des 60. Rgt mit den vorgeprellten Teilen bei Raffelsbrand ist alles andere als günstig:

    Das II./60 hängt immer noch fest, das III./60 ist bei Richelskaul gebunden.

    Am 11.10. folgen Gegenangriffe der Deutschen in Kompaniestärke bei Raffelsbrand. Obwohl diese Angriffe abgewiesen werden, hält der Druck den ganzen Tag an. Mit Einbruch der Dunkelheit erfolgt noch einmal ein Angriff mit aufgepflanztem Bajonett. Das Vordringen von Panzern und Panzerjägern hat nur die Versorgungsschwierigkeiten verstärkt. Bei Nacht unterbrechen die Deutschen die schwach gesicherten Verbindungslinien nach vorn. Die kritische Lage hatte tagsüber zu dem Entschluß geführt, nur eine Kompanie des III./60 in Richelskaul zu belassen, und mit der Masse dieses Btl in Richtung Pkt 471 anzugreifen. Doch dieses Btl bleibt an den Bunkern hängen, an denen das I. Btl vorbeigestoßen war (Skizze 2 a).

    • SKIZZE 2A
      Skizze 2a: Angriff 60.(US) InfRgt 10.10. - 15.10.1944
      Bitte klicken für großes Bild!
  3. Endlich - 5. Tag nach Angriffsbeginn - wird auch die Besatzung der Stellungen um Bunker 353 weich. Dem II./60 (Major Hardage) gelingt es, südwestlich daran vorbeizustoßen und die Deutschen etwa 500 m zurückzudrängen. Deutsche Gefangene sagen aus, daß ihre Lage verzweifelt sei: keine Verstärkungen seit Angriffsbeginn, seit drei Tagen kein Nachschub und keine Verpflegung. Aber der Zustand des II./60 ist nicht viel besser. Daran ändert auch der frisch zugeführte Ersatz nichts, der “mit großen Augen erstaunt und ungläubig das entstandene Chaos beobachtet”.

  4. Der Angriff des I./39 (LtCol Thompson) am 11.10. über die offenen Flächen zwischen Germeter und Vossenack bleibt sofort nach Angriffsbeginn hängen. Deutsche Sturmgeschütze in Vossenack schießen einen der begleitenden Panzer nach dem anderen ab. Günstiger gestaltet sich die Lage beim linken Nachbarn, dem III./39: das Bataillon schiebt sich ostwärts Wittscheid gedeckt und unbemerkt bis zum Waldrand nördlich des Ostausgangs von Vossenack vor. Anfangs, beim Überwinden der offenen Flächen noch starkes Artilleriefeuer, danach im Wald kaum noch Widerstand. Das Angriffsziel, die Nordostnase von Vossenack, könnte von rückwärts genommen werden. Aber der DivKdr, Gen Craig, ist zu vorsichtig. Er befürchtet einen Stoß aus Richtung Hürtgen von Norden her in den Rücken dieses Bataillons. Vossenack soll am nächsten Tag, dem 12.10., durch einen gleichzeitigen Angriff der beiden Btl I./39 von Westen, III./39 von Norden her, genommen werden.

    Am Abend des 11.10. zieht sich das III./39, in Zug- und Kp-Stützpunkte aufgeteilt, an Waldrand nördlich von Vossenack hin.

    Das II./39 hat währenddessen den Schutz der Nordflanke übernommen. Obwohl das 298. PiBtl einen Teil der Flanke schützt, ist auch dieses Bataillon überdehnt: Waldgebiet zwischen Ablauflinie und Hochfläche, Verteidigung von Wittscheid, eine Kompanie ostwärts der Höhenstraße, um Verbindung zum III./39 zu halten. Dennoch sieht die Lage am 11.10. erfolgversprechend aus: das II./60 soll am nächsten Tag Pkt471, zwei Bataillone des 39. Rgt sollen Vossenack nehmen. Erhebliche Einbrüche in die Stellungen der Deutschen sind gelungen, was kümmert es da, daß die beiden Verbände, I./39 und III./39 nur noch je 300 Mann stark sind? (Skizze 3 a).

    • SKIZZE 3A
      Skizze 3a: Angriff 60.(US) InfRgt 10.10. - 15.10.1944
      Bitte klicken für großes Bild!

Gegenangriffe des Regiment Wegelein

  1. In der Nacht vom 11./12.10. werden die für die 275. Div angekündigten Verstärkungen Realität. Der eintreffende Verband besteht aus der als Regiment gegliederten Uffz- Schule Saarlouis, damals Saarlautern, genannt “Regiment Wegelein” nach dem als RgtKdr eingesetzten ehemaligen SchulKdr. Stärke des Regiments etwa 2000 Mann, für die damalige Zeit gut bewaffnet mit Mörsern, InfGeschützen, MG, “Ofenrohren” 16 und Panzerfäusten.

    Das Führungspersonal kann als überdurchschnittlich bezeichnet werden: Zugführer bewährte Frontoffiziere, Gruppenführer durchweg bewährte Feldwebel (!). Die Mannschaften bestehen aus Offizieranwärtern (die Quellen besagen etwa 50% des Gesamtumfangs) und Unteroffizierschülern. Die Offizieranwärter, zum Großteil ungediente Soldaten, etwa Jahrgang 1926 (also 18 Jahre alt), am 3. Juni 1944 eingezogen, 10 Wochen Grundausbildung, danach Kommandierung zur Uffz-Schule zum Fahnenjunkerlehrgang, ab Mitte September im Westwall eingesetzt. 17

  2. Das Regiment wird über Nacht über Düren mit Lkw antransportiert, der RgtKdr war zuvor zur Absprache schon auf dem Divisionsgefechtsstand. Das Regiment soll am 12.10. ab 07.00 Uhr gegen den Einbruchraum der Amerikaner angreifen. Für die Angriffsvorbereitungen - Artillerieunterstützung, Fernmeldeverbindungen, Einweisung in das Gelände (bei Nacht!) - steht wenig Zeit zur Verfügung.

  3. Das Regiment tritt ab 07.00 Uhr nach kurzer Feuervorbereitung zum Angriff an: Angriffsrichtung zwischen der Höhenstraße Monschau - Hürtgen und dem Tal der Weißen Wehe auf Richelskaul. Beide Bataillone des Regiments greifen nebeneinander an. Die Erfolgsaussichten werden bei der Stärke des Regiments hoch eingeschätzt. Die Feststellungen General Schmidts und ganz allgemein in der Literatur, daß das Regiment bereits in der Ausgangsstellung hängengeblieben sei, treffen nach Studium der US-Berichte nicht zu.

    Die Bataillone durchbrechen schnell die überdehnte Flanke des II./39, schließen noch haltende Teile ein und unterbrechen den Verbindungsweg aus dem Wehebach-Tal nach Germeter. Stoßen die Deutschen weiter vor bis Richelskaul, so droht dem gesamten 39. Rgt, abgeschnitten zu werden. Dessen RgtKdr hat keine Reserven zur Verfügung. Reserven des 298. PiBtl werden irrtümlich in das Flußtal geworfen. Vom I./39, das in Richtung Vossenack angreifen sollte, werden zwei Züge (!), reale Stärke etwa ein Zug, abgezogen und den Deutschen entgegengestellt. Die Regimentsführung vermutet, daß auch das III./39 in seiner exponierten Stellung angegriffen werde, dieses hat jedoch vom Feind in seinem Rücken noch überhaupt nichts bemerkt. General Craig will seine Divisionsreserve, Teile der 28. PzAufklKp und einen Zug leichte Panzer, einsetzen, doch deren Führer hat bereits selbständig den Schutz der linken Flanke beim II./39 verstärkt. So werden Teile des 47. Rgt als Reserve herangezogen. Sie sollen als bewegliche Reserve, verladen auf Lkw, verfügbar gehalten werden. Doch bis sie bereitgestellt sind...

    Im Einbruchsraum halten isolierte und abgeschnittene Gruppen der Kampftruppen, der Versorgungsteile und von Stäben hartnäckig an ihren Stellungen fest. Die Ungunst des Angriffs im Walde liegt nun auf der Seite der Deutschen: Baumkrepierer, Verlaufen von Teileinheiten, schlechte Verbindungen. (SKIZZE 3a)

    Der deutsche Angriff bleibt westlich Germeter liegen. Ein erneuter Angriffsversuch am Nachmittag des 12.10. wird erneut abgewiesen. Das Rgt Wegelein hat bereits 500 Mann verloren, die 275. Div bis zu diesem Tag etwa 1600 Mann.

  4. Für den nicht durchschlagenden Erfolg des Angriffs sind viele Gründe maßgebend: kurze Vorbereitung, schwieriges Gelände, mangelnde Erfahrung auch im Waldkampf bei den Deutschen, ausdauerndes Halten auch “verlorener Positionen” durch das 39. (US) Rgt, Überlegenheit an Artillerie bei der 9. InfDiv. General Schmidt meint, auch mangelnder Schwung und das fehlende Durchsetzungsvermögen der BtlKdr.

    Der Einbruch des Rgt Wegelein macht dennoch weitere US-Angriffe in Richtung Vossenack oder gar Schmidt unmöglich. Bis auf eine Kompanie zur Verstärkung der Verteidigung des II./39 bei Wittscheid, wird das III./39 über die Höhenstraße zurückgezogen. Es hat den Auftrag, am 13.10. von Osten her gegen den Einbruchraum Rgt Wegelein anzugreifen und die alte Stellung wieder zu nehmen.

ZERBORSTENER BUNKER 102
Vom Wald überwuchert und beinache nicht mehr zu finden:
zerborstener Bunker 113 auf dem Peterberg.
HORIZONTAL FLOURISH LINE

Quelle: HEER - “Vor 40 Jahren” - Truppenpraxis 10/84 - Oberstleutnant i. G. Klaus Hammel

Zum Seitenanfang

Sitemap