Die Schlacht im Hürtgenwald - III. Teil

Oberstleutnant
i.G. Klaus Hammel

I. Das Ergebnis der Oktoberschlacht

Anfang Oktober waren das Alliierte Oberkommando wie die Befehlshaber/ Kommandeure auf den verschiedener Führungsebenen der Auffassung gewesen, die “Aufräumarbeiten” vor derr Vorstoß auf den Rhein seien nur eine Sache von wenigen Tagen. Vom 10. Oktober an sollte ursprünglich der Vorstoß auf breiter Front in das Reichsgebiet beginnen. Nun, Ende des Monats, mußte man feststellen, daß das Ergebnis ausgesprochen „mager" ausgefallen war - und dies bei ca. 20.000 Mann Verlusten bis zu diesem Zeitpunkt bei der 1. (US) Armee allein. Zwar war Aachen am 21. Oktober gefallen, der Westwall auch bis in den Raum Geilenkirchen überwunden, der Hafen von Antwerpen aber immer noch nicht zu benutzen, 1 und der aus amerikanischer Sicht unverzichtbare Vorstoß durch den Hürtgenwald hatte sich zu einer blutigen, Kräfte aufreibenden Abnutzungsschlacht entwickelt. Nach der Euphorie über den vor der Tür stehenden Sieg hatten die Rückschläge und harten Kämpfe des Oktober wie eine kalte Dusche auf die öffentliche Meinung in den USA und in Großbritannien gewirkt. Die amerikanische Bevölkerung, vor allem aber die Presse, suchten Verantwortliche, insbesondere für das Debakel auf dem Nachschubsektor. Die britische Bevölkerung erlebte eine weitere psychologische Belastung neben dem Beschüß durch die V-Waffen. Die Kräfte des Empire waren praktisch erschöpft.

Weitere Absichten der Alliierten

Nachdem sich das Öffnen der Scheidemündung weiter hinzog, hatte das Alliierte Oberkommando in der Brüsseler Konferenz vom 18. Oktober beschlossen, mit dem Hauptangriff spätestens zwischen dem 1. November und dem 5. November 1944 zu beginnen, die Versorgungslage sollte dies dann gestatten. Umkehrung der Kräfteverhältnisse und der Bedeutung der beiden Bündnispartner: Den Hauptstoß sollte jedoch nicht die 21. Heeresgruppe, sondern die 9. und 1. (US) Armee im Raum Aachen und nördlich davon führen. Nur wenige Tage nach dem Einschieben zwischen 1. und 3. (US) Armee (5. 10.) war die 9. (US) Armee wieder herausgezogen worden (9. 10.) und hatte mit dem Befehl über das XIX. (US) Korps einen Teil des Gefechtsstreifens der 1.(US) Armee nördlich von Aachen übernommen. Das VIII. (US) Korps in einem breiten Gefechtsstreifen im Raum Luxemburg war unter das Kommando der 1.(US) Armee getreten. 2 Aufgabe der 9. Armee sollte es sein, die nördliche Flanke der I.Armee beim Vorstoß auf Köln zu decken und danach nach Norden eindrehend den Raum zwischen Rhein und Maas “zu säubern”. Der Schwerpunkt des Angriffs der I.Armee lag weiterhin beim VII. (US) Korps. Obwohl die Bedeutung der Rur-Stauseen immer noch keinen Ausdruck fand, waren die Amerikaner nach wie vor von der Notwendigkeit überzeugt, den Raum westlich der Rur vordem Hauptangriff in eigener Hand haben zu müssen.

Das V. (US) Korps hatte seit Mitte September - Auftreffen auf den Westwall nördlich von Trier - praktisch in Ruhe gelegen. Um dem Hauptangriff keine Kräfte zu entziehen, sollte das V. Korps vorübergehend einen Teil des Gefechtsstreifens des VII. Korps übernehmen, mit seinen Kräften durch einen Vorausangriff den gescheiterten Angriff der 9. (US) InfDiv wiederholen und mit Erfolg abschließen. Hierzu übernahm es bis zur Linie Eupen-Hürtgen den Gefechtsstreifen des VII. Korps. Die 9. (US) InfDiv (ohne 47. Rgt) trat unter den Befehl des V. Korps und wurde, beginnend mit dem 25. Oktober in der Stellung durch die 28. (US) InfDiv abgelöst. 3

Deren Auftrag: Angriffsziel Schmidt - ein weiteres Mal.

Lage und Absichten der deutschen Führung

Lage und Absichten der deutschen Seite hatten sich durch die Entwicklung des Oktober nicht geändert. Die Voraussetzung für den Beginn der Ardennen-Offensive war es weiterhin so weit westlich des Rheins wie möglich zu halten. Die Kräfte für die Ardennen-Offensive - z.B. die neu aufgestellten Volksgrenadierdivisionen - mußten zurückgehalten werden. OB West und HGr B mußten mit ihren Kräften auskommen.

Nach dem Abschluß der zweiten Aachen-Schlacht hatte FM Model befohlen, ohne Rücksicht auf Friktionen die gepanzerten Divisionen aus der Front herauszuziehen, um endlich wieder einmal über Eingreifreserven zu verfügen und die Panzerdivisionen nach ihrer Eignung einsetzen zu können. Die Inf­Div mußten die Stellung halten, auch wenn es "knirschte".

Ein Faktor muß für den Ablauf der Kämpfe im Gedächtnis behalten werden: Der Vorstoß durch die Ardennen in Richtung Antwerpen war sowieso schon durch Flankenbedrohungen aus nördlicher wie südlicher Richtung gefährdet. Würde es den Amerikanern gelingen das Gelände westlich der Rur zu nehmen, so wäre die tiefe rechte Flanke der 6. SS-Panzerarmee noch mehr bedroht. Dies zu verhindern war u.a. Zweck bei den sich nun entwickelnden Kämpfen.

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Quelle: HEER - “Vor 40 Jahren” - Truppenpraxis 10/84 - Oberstleutnant i. G. Klaus Hammel

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